Interview “La Guía”

Interview des Frankfurter Spanien-Magazins „La Guía“ mit Ingo Rütten über seine Liebe zu Andalusien und über spanische Marken in Deutschland.

 

LA GUÍA: Herr Rütten, wie ist Ihre persönliche Beziehung zu Spanien entstanden?

Da kommen sehr viele Aspekte zusammen: ich habe ein halbes Jahr in Barcelona in einer Werbeagentur für SEAT gearbeitet, ich habe dort Freunde und ich bin viel in Spanien herumgereist – insbesondere in Andalusien. Die Kontraste in dieser Gegend zwischen den traumhaften Sandstränden der „Costa de la Luz“ und dem rauen Bergklima im Hinterland, zwischen lebhaften Städten wie Sevilla oder Cadíz und den verschlafenen weißen Dörfern… traumhaft.

 

LA GUÍA: Sie haben ein Buch über spanische Marken in Deutschland geschrieben. Wie steht es mit dem Bekanntschaftsgrad der spanischen Marken in Deutschland? Welche spanische Marken sind überhaupt in Deutschland bekannt und warum?

Spanien hat tolle Marken, denken Sie nur an den Schuhhersteller Camper, Osborne mit dem berühmten Stier oder die Hotelkette NH, die auch in Frankfurt vertreten sind. Insgesamt bleibt Spanien in der Wahrnehmung der Deutschen aber weit unter seinen Möglichkeiten. Außer Freixenet gibt es nicht viele spanische Marken mit einem hohen Bekanntheitsgrad – das sind dann noch SEAT, als Tochter des deutschen Volkswagen-Konzerns oder ZARA und MANGO, von denen viele Deutsche gar nicht wissen, dass es spanische Unternehmen sind. Dabei ist Spanien heute die neuntgrößte Wirtschaftsmacht der Erde. Wußten Sie, dass die Banco Santander größer ist als die Deutsche Bank? Oder dass der spanische Lebensmittelkonzern Ebro Puleva deutsche Traditionsmarken wie Birkel (Nudeln) und Oryza (Reis) übernommen hat? Spanien wir unterschätzt. Hinzu kommt, dass die spanischen Unternehmen ihre Herkunft, das „Made in Spain“, nicht offensiv verkaufen. Und weil die es nicht selbst machen, schnappen sich die großen Supermarktketten das Geschäft – jeden Monat gibt es woanders „Spanische Wochen“ und die Kunden lieben es!

 

LA GUÍA: Was sollten spanische Unternehmen machen, um mit eigenen Marken in Deutschland bekannter und erfolgreicher zu werden?

Deutschland ist ein großartiger Markt für spanische Marken. Wir haben herausgefunden, dass 76% der Deutschen Produkte aus Spanien sympathisch finden. Das ist eine gute Basis für ein erfolgreiches Geschäft. Wichtig ist aber, sein Unternehmen und seine Marke interessant darzustellen, ein gutes Image aufzubauen. Dabei meine ich nicht die platten Werbesprüche wie „wäscht jetzt noch weißer“, sondern eine ehrliche, authentische Geschichte zum Produkt, die es von der Masse abhebt. Wenn man das Authentische und Echte in den Mittelpunkt stellt, gelingt es auch kleineren Unternehmen ihre Produkte als Spezialität, als etwas Besonderes, auf dem deutschen Markt zu platzieren.

So gibt es zum Beispiel tausende Weine aus Spanien, aber im Gedächtnis geblieben sind mir z.B. die Weine der Bodega Los Barrancos – hier war ein Deutscher verrückt genug in der spanischen Sierra Nevada in 1.250 Metern Höhe mit heißen Sommern und kalten Wintern Reben zu pflanzen und wunderbare Rotweine zu produzieren. So eine Geschichte gefällt mir, da kann kein Supermarkt-Wein mithalten – und da der Wein auch noch schmeckt bin ich auch gerne bereit einen angemessenen Preis zu bezahlen.

Ich würde mich sehr freuen, wenn mehr Mittelständler die Chance nutzen würden mit eigenen Marken auf den deutschen Markt zu gehen – ich bin sicher, sie würden es nicht bereuen.

 

PORTRAIT

Ingo Rütten berät seit über 10 Jahren Unternehmen bei der Konzeption und Optimierung von Strategien für Marke, Marketing und Werbung. Seine private Leidenschaft gilt Reisen nach Spanien sowie der spanischen Küche und Kultur. Er arbeitete für eine Reihe von Werbeagenturen in Spanien und Deutschland und  2002 gründete er die EisenhutRütten Kommunikationsagentur in Neu-Isenburg bei Frankfurt am Main.“

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