New Leadership in Agenturen

New Work fordert eine neue Art der Führung – auch für Agenturen.

Ingo Rütten, ist seit 15 Jahren Geschäftsführer und Inhaber von Zielwerk, einer Agentur für Strategieberatung und Markenkommunikation in Frankfurt. Mit New Work und den damit verbunden Themen, wie neuen Technologien und Flexibilisierung beschäftigt sich der 43-jährige nicht nur in den kundenbezogenen Projekten. Der Mitinitiator von Workstyles hat im Rahmen des Projektes einen Selbstversuch gewagt: In 2017 hat Ingo seine Teams und Projekte jeden zweiten Monat aus unterschiedlichen europäischen Ländern geführt. Seine Erfahrungen mit dem Thema „New Leadership“ sind heute Mittelpunkt des Interviews.

Zielwerk Ingo Rütten

Du führst freie wie feste Mitarbeiter. Welche Unterschiede stellst du bei der Führung fest?

Ingo: Die Freelancer sind eigene Unternehmer, teils wiederum mit eigenen Teams und Netzwerken oder langjährige Solo-Selbstständige. Hier ist Motivation natürlich der gemeinsame wirtschaftliche Erfolg. Wir haben parallele Interessen: Unser Denken ist sehr unternehmerisch geprägt – auch mit einer höheren Risikobereitschaft. Das steht bei Festangestellten nicht so sehr im Vordergrund.

Gibt es auch Gemeinsamkeiten bei der Führung von freien und festen Mitarbeitern?

Eindeutig. Was ist mir spontan einfällt ist die Sache mit der Anerkennung: jeder ist bestrebt eine Rückmeldung auf sein Tun und seine Leistung zu erhalten. Feedback zu Projekten und einzelnen Arbeitsschritten sind für mich deshalb sehr wichtig. Welchen anderen Aspekt ich in den letzten Jahren festgestellt habe, und was unter New Work auch diskutiert wird, ist dass die Identifikation mit einem Unternehmen immer wichtiger wird. Ob bei freien oder bei festen Mitarbeiter. Je freier die Zusammenarbeit ist, um so wichtiger ist es in meinen Augen, dass es eine andere Art der Bindung gibt. Wir tragen dazu unsere Werte von Zielwerk auch in die freien Teams.

Wie macht ihr das konkret?

Zielwerk steht für hohe Qualität und Professionalität. Wir wollen unseren Kunden konkrete Vorteile verschaffen, gemeinsam Ziele erreichen und langfristige Partnerschaften eingehen. Dafür brauchen wir auch stabile Kooperationen mit unseren freien und angestellten Mitarbeitern. Runtergebrochen, heißt dass dann: ein faires Miteinander. Die Bezahlung muss stimmen, aber die Arbeitsatmosphäre auch.

Wie förderst du eine gute Arbeitsatmosphäre? Das Zielwerk-Team ist über ganz Deutschland verteilt!

Das ist durchaus eine Herausforderung. Aber es hat viel mit der Grundeinstellung gegenüber den Freelancern zu tun. Für uns sind sie wichtige Experten – sie sind nicht nur Notlösungen oder Aushilfskräfte. Das heißt auch, dass wir uns gemeinsam mit ihnen weiterentwickeln wollen. Da kommen die Rückmeldungen wieder ins Spiel. Wie Kunden zu Konzepten und Ausarbeitungen reagiert haben, kann ich persönlich, aber genauso am Telefon oder per Mail weitergeben. Aber wir fördern auch den projektübergreifenden, inhaltlichen Austausch. Die Freelancer sind in vielen Bereichen erfahrene Experten, diese Erfahrung nutzen wir und bieten Plattformen für Austausch und Weiterentwicklung. Im letzten Jahren gab es Themenabende z.B. zu Innovationsmanagement, Unternehmensfilmen und Influencer-Marketing. Das gesamte Zielwerk-Team ist eingeladen Neues zu erfahren und über die Themen zu diskutieren. Alle 3 Monate gibt zudem kleine Agentur-Get-Together. Die Freelancer kommen dazu auch mal aus Berlin, Düsseldorf oder Wiesbaden zu uns. Mit Kaltgetränken und Snacks klappt das besonders gut. Wir fördern eine gute Arbeitsatmosphäre auch in dem wir einen Ort bieten, an dem man Menschen trifft, die man einfach gerne treffen mag.

Ist das dann in deinen Augen New Work?

Für mich ist New Work insbesondere eine starke Mitarbeiterorientierung. In unserem Fall also auch die Freelancer-Orientierung. Bei Zielwerk ist dies aber nicht neu. Im Prinzip arbeiten wir seit 15 Jahren so. Aber in den letzten Jahren haben wir es tatsächlich noch intensiviert. So haben wir in unserem letzten Agentur-Magazin nicht die Kundenprojekte in den Mittelpunkte gesetzt, sondern unsere festen und freien Mitarbeiter.

Strategieberatung und Markenkommunikation mit viel Menschlichkeit – die Zielwerk GmbH.

Welche Art der Führung braucht ein modernes Unternehmen? Was ist für dich New Leadership?

Ich glaube, ein Unternehmen welches mit der Zeit gehen will, muss ständig neu dazu lernen. Für die Führungskräfte bedeutet das, selbst bereit zu sein zu lernen und sich zu verändern. Die Kontakte im Unternehmen oder im Netzwerk können dazu gute Impulse geben. Wichtigste Kompetenz ist also Kommunikation: zuhören, nachfragen. Schließlich gilt es dann eine gute Mischung zu finden: Wo nehme ich die Mitarbeiter mit und stelle bestimmte Dinge zur Abstimmung? Wo übernehme ich meine Führungsverantwortung voll und ganz und entscheide die Richtung? Zeiten von streng-hierarchischer Führung sind vorbei, dagegen kann eine 100-prozentige Basis-Demokratie in Wirtschaftsunternehmen auch nicht funktionieren.

Ein Unternehmen muss sich also ständig komplett neu erfinden?

Nein, dass meine ich nicht. Konstanz ist auch wichtig, aber dies sollte sich in den Werten wieder spiegeln. Ich meine, dass sich ein Unternehmen ständig neu justieren muss. Mitarbeiter, gerade neue und junge Mitarbeiter, können hierfür eine wichtige Quelle sein. Sie sollten gehört werden. Aber der Austausch zu anderen Unternehmern, Geschäftsführern und Branchen ist genauso wichtig. Letztendlich sollte sich ein Geschäftsführer einer inhabergeführten Agentur auch auf das Führen konzentrieren können. Zu viel Tagesgeschäft lenkt ab.

Was sind deine 3 Empfehlungen für Führen nach New Work?

  • Freiheit und Führung in Balance bringen.
  • Neue Impulse und verlässliche Werte kombinieren.
  • Reden, denken, machen.

Weitere New Work Inhalte