Experteninterview: Telefónica

Telefónica ist eine der bedeutendsten spanischen Marken in Deutschland. Ingo Rütten interviewte René Schuster, CEO Telefónica Germany  im Auftrag des Magazins “economía” der Deutschen Handelskammer für Spanien: „Smartphones werden die Fernbedienung unseres Lebens sein.“

 

Ingo Rütten: In Deutschland sind Sie mit der Mobilfunkmarke O2, als Internetanbieter mit Alice und für Geschäftskunden mit der Marke Telefónica präsent. Seit wann sind sie in Deutschland aktiv? Was ist heute ihr wichtigstes Geschäftsfeld in Deutschland?

René Schuster: Historisch betrachtet ist Telefónica Germany aus dem Unternehmen Viag Interkom hervorgegangen. Viag Interkom startete 1998. Heute gehört Telefónica Germany mit seiner Produktmarke O2 zu Telefónica Europe und ist Teil des spanischen Telekommunikationskonzerns Telefónica S.A. In Deutschland gehört das Unternehmen zu den größten Netzbetreibern im Markt. Neben Post- und Prepaid-Mobilfunkprodukten für Privat- und Geschäftskunden bieten wir innovative mobile Datendienste auf Basis der GPRS- und UMTS-Technologie an. Darüber hinaus stellt Telefònica Germany als integrierter Kommunikationsanbieter auch DSL-Festnetztelefonie und Highspeed-Internet zur Verfügung. Unser Geschäftserfolg ergibt sich aus dem Zusammenspiel aller Geschäftsbereiche, die jeweils für sich einen wichtigen Beitrag leisten.

 

Ingo Rütten:  Über 60 Millionen Deutsche haben heute mindestens ein Handy – wo liegen die Wachstumschancen für Ihr Unternehmen in den nächsten Jahren? Wie wollen Sie sich von den in Deutschland starken Wettbewerbern Telekom und Vodafone abgrenzen?

René Schuster: Telefónica Germany treibt die digitale Gesellschaft mit voran und ist für die Zukunft gut aufgestellt. Die Zukunft der Telekommunikation wird maßgeblich durch das zunehmende Datengeschäft bestimmt. Die rasant steigende Zahl an Smartphone Nutzern in Deutschland unterstreicht diese Entwicklung. Bei Telefónica  Germany sind 90 Prozent der vermarkteten Geräte Smartphones. Damit rangieren wir auf Rang 1 im deutschen Markt. Einführungen von neuen Technologien wie LTE, werden unseren Geschäftserfolg weiter ausbauen. Neben dem Datengeschäft setzen wir auch auf neue Wachstumsfelder der Zukunft, beispielsweise die Machine-to-Machine Kommunikation, Financial Services, Hosting oder Mobile Advertising.

 

Ingo Rütten:  Der Markt für mobile Telefonie in Deutschland ist sehr preisaggressiv. Spielt es für ihre Kunden überhaupt eine Rolle mit welchem Provider sie telefonieren – oder ist es nicht viel wichtiger das neueste Iphone zu besitzen?

René Schuster: Unsere Kunden erwarten nicht nur attraktive Tarifangebote mit den dazu passenden und neuesten Mobiltelefonen. Wichtig sind auch eine gute Infrastruktur, ein gutes Kundenmanagement und ein umfangreiches Serviceangebot. Darüber hinaus spielt das Erlebnis rund um die Marke O2 eine wichtige Rolle. Beispiele hierfür sind exklusive Veranstaltungen und Events über O2 More oder der Besuch in der O2 Worlds in Berlin und Hamburg.

 

Ingo Rütten:  Sieht sich Telefónica als reines Dienstleistungsunternehmen oder können Sie sich vorstellen zukünftig auch stärker eigenen Content (z.B. Filme, Apps, Musik) oder eigene Hardware (Handies, Tablets etc.) anzubieten?

René Schuster: Telefónica Germany sieht sich als integrierter Telekommunikationsanbieter mit einem umfangreichen Produkt und Serviceportfolio für Privat- und Geschäftskunden. Schon heute bieten wir unseren Kunden auch eigenen Content an, beispielsweise im Entertainment Bereich.  O2 More umfasst neben exklusiven Veranstaltungen und Konzerten auch Musikangebote. Darüber hinaus bieten wir unseren Kunden auch eigene Applikationen wie die Direct Contact App oder die O2 More App an. Unser Angebot bauen wir in Zukunft kontinuierlich weiter aus.

Ein anderer neuer Service ist unsere Website Toolbox: mit einem eigens entwickelten Baukastensystem können so Selbstständige, Freiberufler und Kleinunternehmen ohne Programmierkenntnisse schnell und einfach eine professionelle Homepage erstellen.

 

Ingo Rütten:  Ihre Unternehmensmarke Telefónica ist in Spanien oder Südamerika sehr viel präsenter als in Deutschland – trotzdem setzen sie sie in letzter Zeit als Absender in ihrer Kommunikation ein. Können Sie sich vorstellen in Zukunft alle Angebote unter der Marke Telefónica zu bündeln?

René Schuster: Die Muttergesellschaft Telefónica S.A. gehört weltweit zu den größten Telekommunikationsunternehmen. Der Unternehmensname ist international sehr bekannt und wird durchgängig für alle Ländergesellschaften eingesetzt. In Deutschland verantworten wir als Telefònica Germany seit vielen Jahren erfolgreich die Produktmarke O2. Diese Marke ist in Deutschland stark etabliert.

 

Ingo Rütten:  Telefónica Germany ist auch Initiator des Jugendprogramms „Think Big“ zusammem mit der Deutschen Kinder und Jugendstiftung. Was verbirgt sich dahinter?

René Schuster: Think Big ist ein Programm von Telefónica Germany und der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS), bei dem 14- bis 25-Jährige eigene Projektideen unter Einsatz digitaler Medien verwirklichen und ihr Potenzial zeigen. Dabei werden sie mit 400 Euro und fachlichem Coaching von Pädagogen und anderen Jugendlichen unterstützt. Die Ideen reichen vom Social-Media-Kurs für Lehrer über einen Videofilm über Umweltschutz bis hin zum Dancemob für mehr Toleranz. Die Ergebnisse aller Projektphasen dokumentieren die Jugendlichen auf der gemeinsamen Website www.o2thinkbig.de, damit die realisierten Ideen möglichst viele Nachahmer finden. Ziel von Think Big ist es, die Eigeninitiative junger Menschen zu fördern und ihnen Lebens- und Jobperspektiven zu eröffnen.

 

Ingo Rütten:  Handies sind heute Multifunktionstools: E-Mail-Zentrale, MP3-Player, Webbrowser, Fotokamera, Spielekonsole. Welche anderen Funktionen werden die Handies von morgen übernehmen?

René Schuster: Smartphones werden in Zukunft die Fernbedienung unseres Lebens sein. Schon heute zeigen von unseren Kunden genutzte Anwendungen wie das Bezahlen mit dem Mobilfunktelefon, wie rasch die Digitalisierung der Gesellschaft voranschreitet. Immer mehr Besitzer von Smartphones und Tablets nutzen ihr Gerät zum mobilen Einkaufen. In Deutschland hat sich die Zahl der Menschen, die über ihr Smartphone online Shoppingseiten besuchen, in den vergangenen zwölf Monaten verdoppelt (+112 Prozent). In den fünf europäischen Ländern (Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien und Großbritannien) greifen bereits mehr als 13 Millionen Smartphone-Besitzer auf Shopping-Seiten zu. Das sind einige der Ergebnisse der Studie „“Connected Europe““, die Telefónica Germany gemeinsam mit dem Marktforschungsunternehmen comScore ermittelt hat. In Verbindung mit Diensten wie dem Location Based Service – hier werden dem Kunden unter Zuhilfenahme von positionsabhängigen Daten spezielle Informationen zur Verfügung gestellt – werden die Funktionen weiter ausgebaut. Smartphones werden  so beispielsweise zum mobilen Reiseführer oder Preisvergleicher.

 

Ingo Rütten:  Sehen Sie Telefónica als spanisches oder globales Unternehmen? Was an ihrer Unternehmenskultur würden sie als „typisch spanisch“ bezeichnen?

René Schuster: Die Telefónica Gruppe ist global ausgerichtet und pflegt eine gemeinsame, sehr offene Unternehmenskultur. Unser Handlungsprinzip: „Think global, act local“.

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